ESG und Security Token – passt das zusammen?

Environmental, Social and Governance, kurz ESG, steht für nachhaltige und soziale Investitionen. Ein Trend, der nicht nur bei Anlegern, sondern auch bei Unternehmen immer wichtiger wird. Inwiefern passen ESG und Investitionen in Security Token und die Blockchain-Technologie zusammen?

ESG-Kriterien geben Anlegern eine Orientierung, ob es sich bei bestimmten Investitionen um nachhaltige und soziale Anlageformen handelt. Dabei wird besonders auf Themen wie Umweltschutz, Mitarbeiterführung und nachhaltige Unternehmensführung geachtet. Da Security Token auf der Blockchain-Technologie basieren, ist es verständlich, falls im ersten Moment Zweifel aufkommen, ob sie mit ESG-Kriterien konform gehen können. Denn oft wird die Blockchain-Technologie mit Kryptowährungen wie Bitcoin gleichgesetzt. Diese haben wiederum den Ruf, viel Energie zu verbrauchen und schlecht für die Umwelt zu sein. Dabei handelt es sich allerdings um einen Trugschluss. Warum das so ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

ESG-Kriterien: Wofür stehen Environmental, Social und Governance?

Um den Zusammenhang zwischen Security Token und ESG-Kriterien zu klären, ist es zunächst nötig, sich genauer anzusehen, um was es bei ESG geht. 

In der Finanzwelt steht das Kürzel ESG für Environmental, Social und Governance. Hierbei handelt es sich um drei Kriterien, die dabei helfen sollen, einzustufen, ob Investments nachhaltig sind. 

Environmental, Social, Governance – Die ESG-Kriterien im Überblick

Der Environmental-Faktor, also inwiefern ein Unternehmen zum Umweltschutz beiträgt, hängt vorrangig davon ab, in welchem Sektor es tätig ist. Denn Umweltschutz ist für ein Unternehmen aus dem Energiebereich anders zu bewerten als für ein Unternehmen aus dem Finanzbereich. Zur Bewertung des Umweltschutz-Faktors sind Dinge wie CO2-Emissionen, Nutzung von nachhaltigen Ressourcen oder auch die Einhaltung von Umweltrichtlinien wichtig. Auch geht es bei der Bewertung des Environmental-Faktors darum, zu sehen, ob es gegebenenfalls interne Unternehmensrichtlinien zur Förderung von Nachhaltigkeit gibt, insgesamt also darum, den ökologischen Fußabdruck klein zu halten und zum Umweltschutz beizutragen.

Der Social-Faktor, also das „S“ in ESG, soll Auskunft darüber geben, inwiefern ein Unternehmen soziale Kriterien erfüllt. Dazu gehören etwa Humankapital, Tarifabschlüsse, Antidiskriminierungsrichtlinien oder auch die Fluktuationsrate der Angestellten. Hier stehen die einzelnen Menschen und der Umgang mit ihnen im Mittelpunkt. Werden Mitarbeiter genügend wertgeschätzt? Sorgt sich die Unternehmensführung um die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Im Big Picture geht es darum, für gerechte Arbeitsbedingungen zu sorgen. Mitarbeiter müssen die Möglichkeiten zur Weiterbildung haben, die Unternehmen müssen sich um ihre Sicherheit sorgen. 

Bei der Governance dreht sich alles um die Qualität der Unternehmensführung. Dabei geht es etwa um die Vermeidung von Korruption, Bestechung und Geldwäsche. Auch eine mögliche Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards internationaler Richtlinien wird hierbei erfasst. Beim „G“ von ESG ist also vor allem eine Bewertung der Führungsebene gemeint. Zur Evaluation können beispielsweise anonymisierte Befragungen von Mitarbeitern durchgeführt werden. 

Wer aufmerksam liest, dem mag auffallen: Ob ein Unternehmen, eine gute Führung hat, sozial gerecht ist oder sich um Nachhaltigkeit bemüht, ist nicht immer leicht zu beurteilen. Hier könnte man Gefahr laufen, in den Bereich des Subjektiven zu rutschen.

Daher ist es inzwischen Usus geworden, Rating-Agenturen einzusetzen, um die Einhaltung der Richtlinien und die korrekte Beurteilung zu erfassen. Sie überprüfen Unternehmen und tragen die Informationen zu den einzelnen Kriterien zusammen. Diese können in bestimmten Ausführungen auch auf nachhaltige Investmentportfolios angewendet werden. Bei der Bewertung von Investmentfonds wird dann auch darauf geachtet, ob bestimmte Unternehmen etwa in den Handel von Waffen involviert sind und deswegen gegen den „Social“-Aspekt verstoßen könnten. 

Für die Vergleichbarkeit verschiedener Unternehmen sorgen ESG-Scores, die zum Teil auch international Anwendung finden. Um das Ganze transparent zu halten, haben Anleger die Möglichkeit, sich öffentlich zur Einhaltung von ESG-Kriterien zu informieren. Eine Übersicht über alle deutschen Unternehmen, die die Standards einhalten, finden sich im Deutschen Nachhaltigkeitskodex

ESG und Security Token

Security Token basieren auf der Blockchain-Technologie. Diese wird oft in einem Atemzug mit Kryptowährungen, allen voran Bitcoin genannt. Dabei handelt es sich um einen Anwendungsfall der Blockchain-Technologie, der als nicht besonders umweltfreundlich gilt. Dies ist auf den hohen Energieverbrauch zurückzuführen, der beim Proof-of-Work-Verfahren, das das Bitcoin-Netzwerk am Laufen hält, entsteht.

Davon direkt auf Security Token zu schließen, ist allerdings ein falsch. Security Token, dasselbe gilt auch für Kryptowertpapiere, sind ein anderer Anwendungsfall der Technologie. Tatsächlich ist es sogar so, dass bei der Emission von Security Token durch den Einsatz der Blockchain-Technologie gegenüber der traditionellen Wertpapier-Emission Ressourcen eingespart werden können. Damit kann durch das Verwenden von Blockchain- beziehungsweise Distributed-Ledger-Technologien sogar zum Umweltschutz beigetragen werden. Auch die Verwendung von erneuerbaren Energien zum Betrieb einer Blockchain ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen. 

In jedem Fall senkt die Blockchain-Technologie den Verwaltungsaufwand und Emissionen so stark, dass deutliche Senkungen der mit der Herausgabe von Wertpapieren verbundenen Kosten möglich werden. Technologisch gesehen ist die Blockchain also definitiv mit ESG-Kriterien vereinbar.

Es kommt auf den Einzelfall an

Letzten Endes kommt es jedoch auf die einzelnen Unternehmen an, die die Security Token herausgeben. Pauschal lässt sich im Anwendungsbereich kaum sagen, ob die jeweiligen verbrieften Unternehmensanteile ESG-konform sind. Man muss hier also auch zwischen der verwendeten Emissions-Technologie und den emittierenden Unternehmen selbst unterscheiden. Hier liegt es also auch in den Händen der Investoren, sich Unternehmen genau anzuschauen.

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