Was sind Kryptowertpapiere?

Kryptowertpapiere – was ist das genau? Was ist der Unterschied zu Security Token? In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie zum Thema wissen müssen und was es auf regulatorischer Seite zu beachten gilt.

Die Emission von Schuldverschreibungen in Form von elektronischen Wertpapieren ist in Deutschland seit dem 10. Juni 2021 möglich. Denn zu diesem Zeitpunkt ist das Gesetz zur Einführung elektronischer Wertpapiere (eWpG) in Kraft getreten. Dieses Gesetz folgte der im Januar 2019 veröffentlichten Blockchain-Strategie der Bundesregierung. Der Gesetzgeber hatte angekündigt, die rechtlichen Grundlagen für den Einsatz von elektronischen Wertpapieren zu schaffen.

eWpG: Papier darf elektronisch werden

Mit dieser Erweiterung will die Bundesregierung sowohl Verwaltungsaufwand als auch Zeit einsparen. Bis vor Kurzem war es in Deutschland für die Wertpapier-Emission noch zwingend erforderlich, physische Wertpapierurkunden herauszugeben. 

Zwar gab es durch die Verwendung sogenannter Globalurkunden zumindest für den Besitzerwechsel eine Art Workaround. Doch auch diese wurden bislang bei einem Zentralverwahrer aufbewahrt. Eine Konstruktion, die zwar den Besitzerwechsel einspart, aber dennoch mit erhöhten Kosten verbunden ist.

Dieser bürokratische Aufwand kann mithilfe der neuen Möglichkeiten durch das eWpG deutlich verschlankt werden. Denn das neue Gesetz bringt ein Novum auf den Weg: Kryptowertpapiere.

Was sind Kryptowertpapiere?

Kryptowertpapiere sind elektronische Wertpapiere, die in ein Kryptowertpapierregister eingetragen sind. Dieses Register ist dezentral. Damit unterscheiden sich die Kryptowertpapiere von den Zentralregisterwertpapieren.

Laut dem eWpG müssen Kryptowertpapiere nicht zwingend auf kryptografischer Technologie basieren. Allerdings ist im eWpG festgehalten, dass die Kryptowertpapiere auf einem fälschungssicheren Aufzeichnungssystem festgehalten werden müssen.

Im Wortlaut heißt es im eWpG: 

„Ein Kryptowertpapierregister muss auf einem fälschungssicheren Aufzeichnungssystem geführt werden, in dem Daten in der Zeitfolge protokolliert und gegen unbefugte Löschung sowie nachträgliche Veränderung geschützt gespeichert werden.“

Auszug aus dem Gesetz zur Einführung von elektronischen Wertpapieren

Alles, was im dezentralen Register notiert ist, muss also zeitlich protokolliert und gegen Manipulationen von außen geschützt sein.

Aktuell ist das nur durch den Einsatz von Distributed-Ledger-Technologien beziehungsweise durch die Blockchain-Technologie als deren Sonderform möglich. Das Gesetz ist jedoch so ausformuliert, dass es den Einsatz zukünftiger anderer Technologien, die eine dezentrale Speicherung ermöglichen, nicht ausschließt.

Mit dem eWpG erschließt sich der Gesetzgeber einen Sonderweg, der den Anlegerschutz auf der einen Seite gewährleistet. Die Vorteile, die zuvor durch einen zentralen Verwahrer in Punkto Sicherheit galten, gelten also immer noch. Auf der anderen Seite werden die Voraussetzungen für Innovationen im Fintech-Bereich deutlich verbessert.

Security Token und Kryptowertpapiere: Was ist der Unterschied?

Vor Inkrafttreten des eWpG war es für Unternehmen bereits möglich, Security Token herauszugeben. Dabei werden die Rechte und Pflichten, die mit dem Erwerb der Schuldverschreibungen einhergehen, mit digitalen Token verknüpft. Anders gesagt: Wenn Investoren einen Security Token erwerben, bekommen sie damit auch gewisse Rechte. Das können zum Beispiel Dividendenzahlungen sein.

Im Gegensatz zu Kryptowertpapieren müssen Security Token jedoch nicht in ein Kryptowertpapierregister eingetragen werden. Sie bestehen als Alternative neben den Kryptowertpapieren weiter.

Sind Kryptowertpapiere dasselbe wie Kryptowährungen?

Kryptowertpapiere sind deutlich von Kryptowährungen zu unterscheiden. Die einzige Gemeinsamkeit, die sie teilen, ist die dezentrale Verwaltungsform. Sowohl Kryptowährungen wie Bitcoin als auch Kryptowertpapiere basieren auf der Blockchain-Technologie. Im Gegensatz zu Kryptowährungen findet die Emission von Kryptowertpapieren jedoch in einem regulierten Rahmen statt.

Die Nachteile, die von Kryptowährungen ausgehen – allen voran die starken Kursschwankungen und die unsichere rechtliche Lage – haben Anleger hier also weniger zu befürchten.

Eine rechtliche Lage ist bei Kryptowertpapieren klar gegeben: Laut Kreditwesengesetz (KWG) ist die Führung eines Kryptowertpapierregisters eine erlaubnispflichtige Finanzdienstleistung. Sowohl Emittenten als auch andere Finanzdienstleister benötigen also eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Vorteile und Nachteile von Kryptowertpapieren

Die Eintragung der Kryptowertpapiere in ein Kryptowertpapierregister geht gegenüber Security Token mit einem Mehraufwand einher. Dadurch entstehen zunächst größere Kosten, auch eine zeitliche Verzögerung kann man nicht ausschließen.

Ein klarer Vorteil von Kryptowertpapieren ist jedoch der Gutglaubensschutz, der durch die Eintragung entsteht und der im eWpG gewährt wird. Dieser ist bei Security Token nicht vorhanden.

Durch den Gutglaubensschutz entsteht mehr Sicherheit bei der Übertragung. Falls jemand unberechtigt Kryptowertpapiere veräußern sollte, kann der neue Anleger dennoch Eigentümer des Kryptowertpapiers werden – vorausgesetzt, er wusste nichts von der fehlenden Berechtigung des Veräußerers.

Bei der Verwahrung der Kryptowertpapiere wird es darüber hinaus auch etwas komplizierter. Da die Kryptowertpapiere als Wertpapiere im Sinne des Depotgesetzes angesehen werden, darf sie ausschließlich eine zugelassene Depotbank verwahren (Depotgeschäft nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 KWG bzw. Wertpapiernebendienstleistung nach § 2 Abs. 3 Nr. 1 Wertpapierinstitutsgesetz (WpIG)). Dieser Sachverhalt gilt derzeit für sogenannte Omnibus-Wallets. Wie sich die Zuständigkeit bei segregierten Wallets verhält, ist derzeit noch in Klärung.

Security Token können, genauso wie Kryptowertpapiere, durch Kryptoverwahrdienstleister verwahrt werden. Bei Kryptowertpapieren bedarf es zusätzlich zwingend eines Kryptoregisterführers. Security Token haben aufgrund von geringeren regulatorischen Anforderungen also weniger Aufwand. In der Regel dürfte die Verwahrung von Security Token also günstiger ausfallen.

Fazit: Grünes Licht für technische Innovation

Kryptowertpapiere ermöglichen es, durch den Einsatz der Blockchain-Technologie die Emission von elektronischen Wertpapieren in einem regulierten Rahmen geschehen zu lassen. Durch ein dezentrales Register werden Verwaltungsaufwand und -kosten eingespart, was den Prozess der Emission gegenüber herkömmlichen Wertpapieren deutlich verschlankt.

Durch diese Kosteneinsparungen wird es in der Konsequenz möglich, die Hürden für Investitionen zu senken und somit den Markt für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen. Davon profitieren sowohl Investoren als auch Emittenten.